# 52 Beziehungskunst – wie Konflikte entstehen (Teil I)

In unseren Beziehungsleben und -erleben gehören Konflikte zum Alltag. Viele davon entstehen langsam, entwickeln sich schleichend und werden deshalb nicht gleich bemerkt. Durch diese langsame Entwicklung werden sie oft auch nicht ernst genommen. Von einigen Situationen hoffen wir, dass sie sich von selbst lösen. Das tun ganz wenige ja auch, aber nur scheinbar. Der Grund warum sich ein Konflikt von selbst löst ist, wenn sich die Voraussetzungen für diesen verändert haben. Das bedeutet nur, dass sich die Bedingungen verschoben haben. Ein wirklich gelöster Konflikt verändert immer auch etwas auf der Beziehungsebene, weil man sich miteinander – auseinandersetzen muss. Damit haben die Beteiligten auch eine Chance verpasst, zu lernen mit den unterschiedlichen, voneinander trennenden Positionen umzugehen und dadurch kompetenter und selbstbewusster zu werden. Dies geschieht bei „selbstgelösten“ Konflikten nicht.

Wie entsteht nun ein Konflikt, was macht ihn aus?

Konflikte sind dadurch gekennzeichnet, dass es zwei unterschiedliche und sich meist widerstrebende, widersprechende Positionen gibt. Das können unterschiedliche Interessen, Meinungen, Einstellungen aber auch Bedürfnisse, Erwartungen und Werte sein.

Konflikte spielen sich entweder zwischen mindestens zwei Personen ab, oder aber sie finden innerhalb einer Person statt. Je weiter die zwei widerstrebenden Positionen voneinander entfernt sind, desto mehr Energie und Kraft braucht es, um diese zueinander zu bringen bzw. eine Lösung zu finden. Je emotionaler sie aufgeladen sind, desto schwieriger wird es, diese Konflikte alleine zu lösen.

Diese sich widerstrebenden Positionen sind zu Beginn von Beziehungen meistens noch nicht so stark spürbar. Gerade am Beginn - in der Verliebtheitsphase - spielen sie fast gar keine Rolle. Der Wunsch Zeit mit der/dem anderen zu verbringen ist so groß, dass sie nicht aufkommen oder nicht wahrgenommen werden.

Nach einiger Zeit, wenn diese intensiven Gefühle nachlassen, die rosarote Brille ihren Schleier verliert, wird auch der Blick klarer. Sie bekommen mehr Raum, werden spürbar und machen sich unangenehm breit.

Ein Beispiel: Eine Klientin, Sarah, hat sich in einen jungen Mann, Mario, (Namen sind anonymisiert) verliebt. Alles eitel Wonne zu Beginn. Sie erlebt eine wunderbare Zeit mit ihm und auch ihre Familie ist ganz begeistert von dem charmanten jungen Mann. Nach einigen Monaten fällt ihr auf, dass er sich meist eher negativ über seine eigene Familie äußert. Sie hat das am Anfang nicht so ernst genommen. Sarah dachte, dass es sich um Momentaufnahmen handelt und er sich nur gerade über sie ärgert. Jetzt beobachtet sie allerdings, dass es schlimmer wird, vor allem wenn sie versucht ihn zu beschwichtigen und die Situationen versucht zu relativieren. Dann reagiert Mario ungehalten und greift auch sie manchmal an. Sarah hat seine Familie kennengelernt und findet sie alle eigentlich ganz okay.

Sie steckt nun in einem Dilemma. Soll sie es ansprechen, wie es ihr geht? Oder lässt sie ihn in Ruhe? Wird er es seine Einstellung ändern? Oder wird es schlimmer werden? Kann er seine Position relativieren, oder bleibt er in seiner negativen Haltung?

All diese Fragen gehen ihr durch den Kopf. Und sie bemerkt, dass sie ihn nicht auf das Thema ansprechen mag, weil sie Angst vor seiner Reaktion hat. Das lähmt sie und sie stellt fest, dass das ihre Beziehung zu Mario sehr verändert.

Zusammenfassend möchte ich festhalten:

Konflikte entstehen durch verschiedene Einstellungen, Interessen, Erfahrungen usw. die sich widersprechen oder in verschiedene Richtungen gehen. Solange wir in die gleiche Richtung schauen, sehr Ähnliches oder Gleiches wollen, verlaufen Beziehungen harmonisch. Konflikte an sich, sind nichts Schlimmes. Erst wenn sich herausstellt, dass jemand diese Positionen nicht verändern will oder kann, wird der Konflikt spürbar und vor allem unangenehm.

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir das Potenzial von möglichen Konflikten in unserem Umfeld wahrnehmen und im Blick haben.

Vielleicht magst Du ja einmal beobachten, in welchen Beziehungen Du anderer Meinung bist, andere Erfahrungen, Werte usw. hast. Kannst Du festmachen, worin genau der Konflikt besteht? Nur die unterschiedlichen Positionen benennen?

Nächstes Mal gehe ich auf die Möglichkeiten ein, die ich habe, um mit einem Konflikt umzugehen?

Wenn Du Fragen hast, oder Beispiele, dann schreib mir gerne:

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Alles Liebe, Barbara

© Barbara Güpner-Planner, M.A.