# Beziehungskunst - die Kunst sich auszukurieren

Es hat mich erwischt. Voll. Mitten in eine Verkühlung hat er sich hineingesetzt - der Corona Virus. Kein einziges typisches Symptom hatte ich. Grässliche Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel die mir das Gefühl gaben gerade aus der Achterbahn zu kommen. Keine Halsschmerzen, kein Kratzen nur ganz wenig Husten, aber den ich ja vorher auch schon hatte.

Dann lag ich da, drei Tage wie im Delirium. Fieber über 39 Grad. Die Übelkeit, Kopfschmerzen und der Schwindel blieben mir über die ganze Zeit treue Begleiter. Dann relativ rasch Besserung - dank der Medikamente - zumindest oberflächlich. Wackelig, immer vom latenten Brechreiz  gequält, stellt sich die Frage: „Wann wieder arbeiten?“.

Ich bin selbstständig und gewohnt, mir nur Stunden von Kranksein zu erlauben. In mir bäumte sich allerdings großer Unwille auf. Und da beschloss ich - nach 15 Jahren Selbstständigkeit erlaube ich es mir, völlig zu genesen, bevor ich wieder arbeiten gehe. Das bedeutet, noch eine Woche zu Hause bleiben.

Dieser Entschluss hat mich sehr erleichtert. Alle meine Klient*innen hatten Verständnis. Allein das Gefühl, dass ich in Ruhe gesund werden darf, hat schon einiges zum Positiven in Gang gebracht.

Selbstständigkeit und Kranksein verträgt sich nicht gut. Bedeutet es auch immer finanzielle Einbußen. In einer krisengebeutelten Zeit kommt Krankheit noch ungelegener als sonst schon. Sich selbst, dem Körper die Möglichkeit zu geben, vollkommen zu gesunden ist dennoch ein Schritt, über den ich sehr dankbar bin. Dankbar, dass ich vertraue. Dankbar, für meine verständnisvollen Klientinnen und Klienten. Dankbar, für ein Umfeld, dass sich um mich gekümmert hat, währenddem ich gesund werden durfte.

Früher war das auch schwierig, mit dem Kranksein und zu Hause bleiben. Die Heldin, der Held war man, wenn man sich mit letzter Kraft in die Arbeit schleppte, sogar Fieber war toleriert, solange man einfach nur die Kolleginnen und Kollegen nicht hängen ließ. Kranksein war etwas, das man mit sich selbst ausmachte. Wenig Verständnis, manchmal sogar Schuldzuweisungen oder der stumme Vorwurf von Wehleidigkeit, wenn man dann doch zu Hause blieb. Dass sich das verändert ist längst überfällig. Denn in Gesprächen mit Freunden und Familie erfahre ich, dass das immer noch so ist. Kranksein ist in vielen Firmen immer noch verpönt und man wird als Weichei, Krankfeirer gesehen, wenn man zu Hause bleibt. Hat uns Corona sowenig gelehrt?

Die Legitimation sich die Zeit zu nehmen, wieder ganz gesund zu werden beschleunigt den Prozess des Gesundens. Als Selbstständige bin nur ich meine strengste Richterin und ich muss mich nur vor mir selbst rechtfertigen. Und was soll ich sagen? Ich mag mich. Ich mag meinen Körper und ich mag es, ihm und mir die Chance der Heilung zu geben. Den Rückzug zu genießen und neue Gedanken zuzulassen, die gerade nach einer Krankheit und völligen Rückzug möglich sind.

So nehme ich mir heute noch diesen Tag und freue mich über die Innenschau mit der Aussicht auf Außenschau. Habt einen feinen Tag heute!

Alles Liebe, Barbara