#Beziehungskunst - Streiten bringt nix!


 

Streiten bringt keine Vorteile. Meistens dient streiten eher dem Abbau von Frust und Ärger. Dadurch werden oft Dinge gesagt, oder der/dem anderen zugeschrieben, die zu Kränkungen und Verletzungen  führen. Aus dieser Verletzung heraus entsteht meist der Wunsch nach „Rache“, oder Genugtuung. Man möchte die/den andere*n genauso verwunden, wie man es selbst gerade erfahren hat. Das führt dazu, dass sich ein Konflikt immer mehr aufschaukelt, Angriffe heftiger ausfallen und der Graben immer tiefer wird, der sich zwischen den (zumindest) zwei Beteiligten auftut.

Wer seine Gedanken nicht auf Eis zu legen versteht, der soll sich nicht in die Hitze des Streites begegeben.  (Nietzsche)

 

Diese Worte von Nietzsche beschreibt es treffend. Im Streit fällt es schwer, bei sich zu bleiben und gelassen zu reagieren. Trotzdem ist es wenig ratsam, aus dieser Stimmung heraus den Streit weiter zu befeuern. „Die eigenen Gedanken auf Eis zu legen“, den Argumenten des Gegenübers zuzuhören, sie wirken lassen. Wenn ich dann bemerke, dass ich wütend werde, oder diese Diskussion mich zu sehr belastet, dann ist es klüger zu einem anderen Zeitpunkt weiterzumachen.

Den richtigen Zeitpunkt wahrzunehmen, wann Rückzug sinnvoller wäre, ist aus der Emotion heraus zugegeben sehr schwierig. Wenn die Emotionen einmal stark sind, schafft man es nur mit viel Willenskraft und etwas Klarheit im Kopf, um den Kampf nicht weiter anzuheizen.

Streitgespräche entstehen oft aus dem Moment und aus der Emotion. Deshalb sind sie auch selten hilfreich. Natürlich hält eine stabile Beziehung einen Streit aus und ich möchte auch die reinigende Wirkung, die so ein Streit mit sich bringen kann, nicht ignorieren. Aber oft bleibt eine Verletzung zurück und selten wird ein Streit wirklich nachbesprochen

Die Argumente verlieren sich dann und wallen bei der nächsten Gelegenheit wieder auf, ohne das sie ernst genommen wurden. Wenn ein Streit einen tieferen Sinn haben kann, dann den, dass man merkt wo die wunden Punkte liegen, und wo dringender Gesprächsbedarf liegt. Das kann ein Streit aufzeigen. Aber auch hier ist es unerlässlich, sich den Themen, die sich in einem Streit auftun zu widmen und nicht darauf zu hoffen, dass sie von alleine verschwinden werden.

Beispiel: Peter und Nadine haben in ihrer Beziehung immer wieder sehr heftige Auseinandersetzungen, die darin enden, dass Nadine sich tagelang von Peter zurückzieht und Peter bald seine Bemühungen, mit ihr in Kontakt zu treten, aufgibt. Es dauert dann oft eine Woche, bis sie sich wieder annähern und halbwegs normal miteinander reden. Die Streitigkeiten handeln jedes Mal um ähnliche Themen. Sie fühlt sie zu wenig wahrgenommen, hat das Gefühl seine Freunde sind ihm wichtiger als sie. Nadine hätte gerne Kinder, aber wenn er so wenig zu Hause ist, kann sie sich das gar nicht vorstellen. Er möchte aber nicht auf die Abende mit seinen Freunden verzichten. Sie sind für ihn eine Entlastung. Da kann er so sein, wie er ist, sie nehmen ihn so wie er ist. Es gibt keine Forderungen, sie scherzen viel miteinander und er fühlt sich bei ihnen unbeschwert.

Erst im Coaching schaffte er es ganz offen darüber zu reden wie es ihm oft geht, und Nadine verständlich machen, wie er sich manchmal mit ihr fühlt und warum ihm die Zeit mit seinen so wichtig ist. Dass sie in der Beziehung nicht mehr so viel Spaß haben und auch nur mehr wenig miteinander machen. Das war natürlich nicht leicht für Nadine zu hören, sie weinte als sie realisierte, wie Peter die Beziehung mit ihr empfindet. Aber sie konnte seine Worte zumindest stehen lassen.

Nach ein paar Einheiten hat Nadine dann entdeckt, dass sie sich sehr stark mit der Beziehung identifiziert und ihr Selbstwert damit zusammenhängt, ob Peter da ist oder nicht. Das hat Druck aus der Beziehung genommen. Sie hat bemerkt, wie sehr sie Peter mit dem Wunsch nach Verbundenheit in die Distanz drängt. Das hat der Beziehung Luft verschafft. Peter konnte so auch wieder von sich aus Nähe zu Nadine suchen und fühlte sich nicht gleich wieder bedrängt. Ihre Streitgespräche haben etwas von der Heftigkeit verloren und sie arbeiten weiterhin daran, ihre Themen im Vorfeld zu erkennen.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass wir ehrlich zueinander sind. Das kann als verletzend empfunden werden, wenn sich die aktuellen Bedürfnisse gerade widersprechen. Ehrlichkeit bringt uns aber am Ende des Tages immer näher. Zumindest bringt sie Dich näher zu Dir.

Welche Erfahrungen hast Du mit Streiten gemacht? Schreib mir, wenn Du den Impuls dazu hast. 😊

office@leben-als-kunst.at

 

© Barbara Güpner-Planner, M.A.

 

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