# Beziehungskunst – ist Kämpfen eine Lösung für Konflikte?

Im zweiten Teil der Konfliktreihe ging ich auf zwei der sechs Konfliktlösungsmöglichkeiten bzw. der Vermeidungsstrategien, nach Gerhard Schwarz, ein, nämlich Flucht und Unterordnen.

Heute möchte ich auf eine weitere eingehen – die Vernichtung des Gegners.

Den Ursprung der Vernichtung des Gegners oder das Kämpfen an sich, sieht Schwarz am Beginn der menschlichen Entwicklung. Als Kampf oder Flucht das Überleben sicherte. Als Vorteil beschreibt er einerseits, dass der Gegner dauerhaft besiegt ist, und der Sieger „gestärkt aus der Auseinandersetzung“ hervorgeht. Als Nachteil, dass mit dem Verlust des Gegners auch der Verlust einer Alternative einhergeht, weil ja jede Gegenposition in Normalfall auch Aspekte von richtig in sich trägt. Diese kann dann nicht mehr berücksichtig werden. Schwarz meint weiter, dass wir es als Weiterentwicklung sehen können, als man die Gegner nicht mehr vernichten musste, sondern deren Unterwerfung ausreichte.

Vernichten des Gegners bzw. das Kämpfen - das sich nicht mit einer anderen Idee, Haltung, Meinung auseinandersetzen zu wollen - ist nach wie vor eine durchaus gängige Methode, mit Konflikten umzugehen. Angreifen und den anderen damit mundtot zu machen, dem Gegenüber den Wind aus den Segeln oder die Argumentation zu zerlegen, geschieht tagtäglich. Im Beruflichen wie im Privaten. Das ist die Erfahrung, die ich in meiner Praxis mache.

Diese Art von Kämpfen und Vernichtung vergiftet so manche Beziehung und es fällt schwer, sich zu wehren und der Person Widerstand zu leisten. Widerspruch kann zu heftigen Auseinandersetzungen führen, die sogar (wie wir täglich aus den Medien erfahren müssen) körperlich enden können.

Beispiel: Ein Klient, Peter, berichtet mir, dass sein Vater ihn nicht nur verbal attackierte, wenn er ihm widersprechen wollte, sondern ihn auch oft mit einer Ohrfeige zum Schweigen gebracht hat. Das hat dazu geführt, dass er heute viel Wut in sich trägt, die er manchmal nur sehr schwer kontrollieren kann, vor allem dann, wenn seine Partnerin „zu viel diskutieren“ will. Dann wallt es in ihm auf und er braucht viel Kraft um sich zu beherrschen.

Peter wurde durch diese Erfahrung mit seinem Vater stark geprägt. Diese Prägung erfolgte nicht nur verbal, sondern auch körperlich. Das Gefühl von Unterlegenheit oder Ohnmacht kann Peter kaum aushalten, er hat Angst, irgendwann wie sein Vater mit seinen eigenen Kindern umzugehen.

Den anderen nicht zu Wort kommen lassen ist so eine beginnender Kampf. Die eigenen Position wird vehement vertreten, so dass die andere Person keine Chance hat, aufgibt, weil sie dem Schwall an Worten oder Energie nur wenig entgegensetzen kann.

Das Gegenüber abwerten, klein machen zählt für mich auch dazu. Rhetorisch geschickte Menschen sind bei verbalen Konflikten meistens im Vorteil, weil sie ihre Argumente so aufbauen können, dass die/der andere das Gefühl hat, die Worte werden einem im Mund umgedreht. Das führt zu Frust und schlägt tiefe Gräben in Beziehungen.

Menschen, die ihre Konflikte hauptsächlich über Angriff zu lösen versuchen, fühlen sich rasch kritisiert. Es braucht hier behutsames, beharrliches und konsequentes Vorgehen. Je länger diese Strategie gelebt wird, desto schwieriger wird es, diese zu verändern. Der Energiepegel ist oft hoch und die Auslöser, die es für einen Ausbruch braucht, werden immer kleiner.

Wenn Du also merkst, dass Dein/e Partner*in schon zu Beginn der Beziehung im Kampfmodus ist, dann ist es wichtig sofort an neuen Lösungsmöglichkeiten zu arbeiten. Eingeschliffene Muster lassen sich nur mit Geduld verändern. Das braucht Zeit, Ausdauer, Verständnis, aber auch Stärke und Willenskraft bei den eigenen Haltung zu bleiben.

Ich sehe kämpfen nicht als Konfliktlösung an, sondern auch als eine Art der Vermeidung. Wenn ich die/den anderen nicht zulassen kann, vermeide ich sie/ihn. Ich kann dann nicht zuhören, einer anderen Meinung Raum geben und meine eigene Einstellung relativieren.

Wenn das so ist, ist es wichtig herauszufinden, wie es zu dieser inneren Haltung gekommen ist. Warum es so schwer fällt, andere Ideen, Vorstellungen und Erwartungen miteinzubeziehen oder gelten zu lassen?

Kennst Du Dich im Kampfmodus innerhalb einer Diskussion? Gibt es Momente, wo die/der andere keine Chance hat? Wenn ja, wann passiert das? Bei welchen Themen erlebst Du Dich in einer kompromisslosen Haltung? Was würde es brauchen, damit Du Deine Einstellung überdenken und Deine Haltung verändern kannst?

Ich freu mich über einen Kommentar, oder über Deine Erfahrungen mit Kampf als Konfliktstrategie.

© Barbara Güpner-Planner, M.A.

www.leben-als-kunst.at