# Beziehungskunst – Warum Abgrenzung so schwer fällt.

 Sich abzugrenzen fällt den meisten Menschen schwer. Dabei ist Abgrenzung – sprich ein Autonomiebedürfnis – eines der Grundbedürfnisse, die sich schon früh entwickeln. Kinder beginnen um das zweite Lebensjahr Eigensinn zu entwickeln, der dann in die wohlbekannte Trotzphase ab ca. den dritten Lebensjahr führt. Es geht darum, zu lernen den eigenen Willen durchzusetzen und autonom, also unabhängig, handeln zu können. „Ich will das alleine“: hört man dann oft.

Warum ist es dann so schwierig, sich als Erwachsener abzugrenzen, zu sagen: „Ich will das nicht!“ oder „Lass mich in Ruhe!“.

Das hängt von den eigenen Prägungen und der Persönlichkeitsstruktur ab. Während die einen wenig Probleme haben, ihre eigene Position einzunehmen, und nach außen hin zu verteidigen, haben die anderen große Hemmungen, anderen Menschen ein Stoppschild hinzuhalten. Egal wie schmerzhaft die Situationen sind, die sie aushalten müssen.

Bei genauerer Betrachtung stellen einige dann fest, dass sie sich seit der Kindheit immer um die Bedürfnisse und Wünsche der anderen gekümmert haben. Dass sie gelernt haben – wenn ich das  und das mache, dann ist Mama lieb zu mir. Wenn ich mich voll anstrenge, dann bekomme ich Lob. Wenn ich meine Gefühle verstecke und immer das brave, gutgelaunte Kind bin, dann sind meine Eltern zufrieden.

Diese Erfahrung prägen Kinder stark. Sie lernen sich nach den Erwachsenen auszurichten, um eine angenehme Erfahrung (Gefühl geliebt zu werden) zu machen. Das lässt sich leider nicht einfach abschalten.

Fast jede/r die/der Schwierigkeiten damit hat, einen anderen eine Grenze zu zeigen, Stopp zu sagen hat diesbezügliche Erfahrungen gemacht. Diese kann man entschlüsseln. Wenn sie entschlüsselt sind, dann gewinnt man an Sicherheit, weil man lernt, dass es eine Erfahrung war und nicht, dass man halt einfach so ist. Mit der Sicherheit kommen auch die adäquaten Gefühle zu den Situationen, die sich in der Gegenwart abspielen. Und dann kommt die Kraft und der Mut sich für sich selbst einzusetzen.

Deshalb zahlt es sich immer aus, genauer hinzuschauen, hinter die Muster zu blicken und handlungsfähig zu werden.

Kennst Du auch solche Gedanken in Dir – „Wenn ich so und so bin, dann bekomme ich keinen Ärger. Oder Wenn ich das tue, (obwohl ich das gar nicht will)  dann ist mein/e Partner*in zufrieden.

 

© Barbara Güpner-Planner, M.A.