# Beziehungskunst – bin ich beziehungsunfähig?

 

„Ich glaube, ich bin beziehungsunfähig“: meinte kürzlich ein Klient zu mir. Wie er auf diesen Gedanken kommt, fragte ich nach. Er hat ständig das Gefühl, alles falsch zu machen, egal was er tut, immer bekommt er eine negative Reaktion von seiner Partnerin, nichts ist richtig!, war sein Antwort.

Welches Gefühl das in ihm auslöst, wollte ich dann weiter wissen. Es macht ihn ohnmächtig, hilflos und wütend zugleich. Er möchte diese Gefühle nicht mehr haben, es wäre schön, wenn er mal eine positive Rückmeldung erhalten würde! Seine Partnerin ist so oft unzufrieden, wirft ihm vor, er bringe sich zu wenig ein, meint er hat kein Interesse an ihr und ihrer Beziehung, und wenn er sich dann Mühe macht und versucht es ihr recht zu machen, dann war es nicht genug oder das Falsche, oder zu viel. Wie auch immer, er glaubt, nicht für eine Beziehung geschaffen zu sein, weil es ihm nicht gelingt, seine Partnerin zufrieden oder gar glücklich zu machen.

Das erlebe ich sehr oft in meiner Praxis. Männer, die das Gefühl haben ihren Partnerinnen nicht gerecht zu werden und all ihre Bemühungen selten Anklang finden, nicht anerkannt, ignoriert, oder trotzdem kritisiert werden. Dass sie versuchen, den Wünschen zu entsprechen, und sich dann die „Anforderungen“ verändern, so dass sie einfach nicht dorthin kommen können, dass die jeweilige Partnerin auch zufrieden ist. Das empfinde ich als großes Problem in vielen Partnerschaften.

Hier sind beide Beziehungspartner gefragt. Er im genauen Hinhören, sie in der genauen Innenschau. Oft sind es alte frustrierte Gefühle, oder unerfüllte Bedürfnisse die in der momentanen Beziehung ausgelebt und eingefordert werden. Dabei geht es meistens im Grunde nicht darum, dass der Partner bestimmte Dinge in bestimmter Weise machen soll, sondern vielmehr darum, dass man als Frau /als Partnerin mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen gesehen, gespürt und ernst genommen wird.

Alles Bemühen, jedes Bestreben der/dem anderen gerecht zu werden ist zum Scheitern verurteilt. Warum? Wenn ich den Hintergrund nicht kenne, nicht weiß, was genau hinter all den Wünschen wirklich steckt, erhöhen sich einfach die Anforderungen. Das können alte Verletzungen sein, deren Ursprung in der Vergangenheit zu suchen sind, und die in der gegenwärtigen Beziehung ihre volle Kraft entfalten. Dadurch kann man nicht dorthin kommen, dass man die/den anderen zufrieden stellt und empfindet sich als Sisyphos, der sich ebenfalls vergeblich angestrengt hat.

Manchmal braucht es das Tun, das sich Einbringen, aber manchmal braucht es eher  genaues Zuhören und Verständnis, oder eine Schulter zum Anlehnen, eine Umarmung. Und ab und zu braucht es Abgrenzung, Distanz, bei sich bleiben und nachdenken.

Eine Gradwanderung, ich weiß, aber immer wieder spannend. 😊

 

© Barbara Güpner-Planner, M.A.