# 48 Beziehungskunst – Was bedeutet Respekt?

 

Der Begriff Respekt leitet sich vom lateinischen Wort „respectio“ ab, und wird mit Rückschau, Betrachtung und Einschätzung übersetzt.  Rene Borbonus sagt zum Thema Respekt: „Respekt ist der Sauerstoff unter den sozialen Elementen: Für das soziale Überleben unverzichtbar, aber nicht selbstverständlich in der Atmosphäre.“

Weiter meint er in einem Vortrag: „Wer von anderen Respekt will, muss Respekt in die Welt tragen.“

Meine Erfahrung ist, dass es sehr oft zuerst vom anderen erwartet  oder vorausgesetzt wird. In den Team-Supervisionen und Entwicklungsprozessen wird der Wunsch nach Wertschätzung und einem respektvollen Umgang meistens an erster Stelle genannt. Auch im Paarcoaching zeigt sich, das fehlender Respekt oft ein Grund für die Schieflage in der Beziehung ist.

Was macht es uns nun so schwer, Wertschätzung und Respekt in unsere Beziehungen zu bringen und  aufrechtzuerhalten? Was genau macht den Unterschied, wenn wir einen liebevollen und wertschätzenden Umgang pflegen?

Was es schwer macht ist recht einfach beantwortet. Stress und Überlastung bringen uns aus unserer Mitte. Mentale geistige Vermüllung ebenso. Innere Ruhe ist aber sehr wichtig, oder aber ich habe gelernt meine innere Unruhe zu beherrschen, wenn es die Situation verlangt.

Respekt heißt, die/den andere/n zu sehen, zu fühlen und wahrzunehmen. Respekt bedeutet, die Gefühle des Gegenübers zuzulassen, sie nicht wegzudiskutieren, sie zu bagatellisieren, aber auch nicht sie zu verstärken. „Das was Du aushältst, würde ich niemals aushalten!“

Respekt heißt – ich sehe Dich, ich spüre Dich und ich verstehe Dich. Ich begegne Dir und lasse Dich zu.

Leider können wir die guten inneren Zustände nicht konservieren. Wir sind nicht jederzeit dazu bereit einer Person mit offenen Herzen und Geist zu begegnen. Und es ist auch gar nicht möglich, 24 Stunden am Tag in einer Haltung des Verständnisses zu bleiben und ist auch gar nicht notwendig. Aber es gibt Momente, wo wir gebraucht werden. Wo kein Respekt zu Spaltungen führen. Ich muss mit der Meinung einer/s anderen nicht übereinstimmen oder einverstanden sein. Als erwachsener Mensch halte ich es aus, dass es Dinge gibt, die mich von anderen trennen. Als erwachsener Mensch kann ich damit umgehen, dass es im Umfeld Personen gibt, die sich nach meiner Vorstellung falsch verhalten.

Wenn ich es schaffe, trotz dieser trennenden Elemente den Respekt aufrechtzuerhalten, ist mir viel gelungen. Das ist das, was Borbonus als Atmosphäre bezeichnet. Wenn trotz all der Unterschiedlichkeiten zumindest eine Person eine Atmosphäre des Respektes bewahrt, ist die Chance, dass wir uns am Ende des Tages alle wieder an einen Tisch setzen können groß.

 

Foto: pixabay - sweetlouise

© Barbara Güpner-Planner, M.A.

www-leben-als-kunst.at